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Channel: mp3.de» Lena
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Unser Star für immer?

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Lena hat Persönlichkeit. Egal, ob man ihre betont lässige, manchmal quatschig-quirlige Art nervtötend oder erfrischend fand, eine gewisse Querköpfigkeit im oft stromliniengeformten Popmusikgeschäft musste man ihr auf jeden Fall zugutehalten. Diese Unbekümmertheit war es auch, die selbst die durchschnittlichsten, ihr nicht immer perfekt auf den Leib geschriebenen Songs retteten. Denn ganz ehrlich: Viel mehr als professionell zusammengestellte Nebenprodukte ihrer Eurovision-Auftritte 2010 und 2011 waren ihre beiden bisherigen Alben nicht. Ohne produzierenden Raab und ohne begleitenden TV-Rummel konnte die 21-jährige Song-Contest-Gewinnerin auf “Stardust” nun ihre eigene musikalische Persönlichkeit erstmals voll ausleben.

Ihr drittes Album ist ein Schritt in die Eigenständigkeit: An fast allen Songs schrieb Lena mit, sie suchte sich mit der schwedischen Indie-Pop-Göre Miss Li, Snow-Patrol-Songwriter Johnny McDaid und Produzent Swen Meyer (Tomte, Tim Bendzko) ihre musikalischen Partner selbst aus. Es sind Namen, die nicht für konfektionierte Massenware stehen. Trotzdem wirkt das Album sehr (radio)freundlich und angepasst. Oder anders ausgedrückt: Von einer eigenen, gar eigenwilligen musikalischen Persönlichkeit ist eher wenig zu spüren.

Was nicht heißt, dass das “Stardust” schlecht wäre. Es ist Lenas bisher bestes Album – ohne Zweifel. Es gibt keine größeren Ausfälle und keine Abweichler – weder negative noch positive wie etwa das durchaus sperrige, minimale “Taken By A Stranger”, mit dem die Hannoveranerin 2011 beim Song Contest antrat. Lenas erster musikalischer Mehr-oder-weniger-Alleingang klingt nicht kratzbürstiger, quirliger oder querköpfiger. In den Songs klingelt, bimmelt, säuselt es angenehm, es wird geschnipst, locker geswingt, fröhlich gehopst und Klavier geklimpert. Sie schwärmt in “Mr. Arrow Key” für den “netten Kerl mit Schnauzbart”, hofft, dass er sich “ASAP” bei ihr meldet, bleibt in “Day To Stay” den ganzen Tag mit ihm kuschelig im Bett liegen.

Nur einmal verlässt Lena ihre eigene Komfortzone. Der Titeltrack hat – nicht nur dank der Backingchöre – Größeres im Sinn: “Stardust” ist eine treibende Hymne, bei der Lena auch stimmlich größere Gefühle wagt – und gewinnt. Momente wie diese, in denen sie an charismatische britische Popfrauen wie Kate Nash oder Florence & The Machine erinnert, wünscht man sich mehr. So ist “Stardust” aber leider nicht mehr als nett – und wird Lenas Persönlichkeit kaum gerecht.


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